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Straßenbäume in Duisburg

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Die Ergebnisse der Baumkontrollen werden seit 2004 in einem digitalen Baumkataster festgehalten. Die Häufigkeit der Kontrollen bei Straßenbäumen richtet sich unter anderem nach dem Entwicklungsstand der Bäume. Sie finden nach Bedarf (Jugendphase) und später je nach Schadenszustand alle ein bis zwei Jahre (Reife- und Alterungsphase) oder bei Bäumen mit besonderem Kontrollbedarf halbjährlich statt. Als Handlungsgrundlage unserer Beschäftigten in der Baumpflege dienen die Baumkontrollrichtlinie der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung, Landschaftsbau e.V. (FLL) sowie das Landesnaturschutzgesetz NRW, womit die Verkehrssicherungspflicht und auch der Artenschutz bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Mittelpunkt stehen.
Was macht den Straßenbäumen zu schaffen?
Die Lebensbedingungen für Straßenbäume sind seit jeher schwierig, zumal die Böden der Stadt kulturhistorisch bedingt von eher schlechter Qualität sind. Den Wurzeln wurde früher zu wenig Platz zum Wachsen eingeräumt, was sich heute an brüchigen Radwegen oder hochgedrückten Baumscheiben erkennen lässt. Notwendige Baumaßnahmen an Kanälen und Tunneln oder auch Reparaturen an Wegen und Straßen führen häufig zu unsachgemäßen Beschneidungen der Wurzeln. Das macht die Bäume anfälliger zum Beispiel für Pilzerkrankungen oder Fäulnis, wodurch ihre Standfestigkeit beeinflusst wird. Oberhalb des Erdreichs sind es Luftschadstoffe, Bodenversiegelung, Streusalz-Einsatz, Vermüllung, Urin von Hunden oder die Verletzung der Baumrinde durch Baumaßnahmen oder Unfälle, die die Straßenbäume schwer schädigen.
Was hat sich in den letzten Jahren geändert?
Hinzu kommen dann auch noch die Auswirkungen des Klimawandels. Extreme Witterungen wie häufigere Dürrezeiten, Hitzewellen und damit verbundener Wassermangel führen zu einem verlangsamten Baumwachstum und einer geringeren Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge. Dagegen führen Starkregen und Stürme zu angebrochenen oder heruntergefallenen Ästen, die schnell entfernt werden müssen. Dies alles kann mitunter mittelfristig und von außen kaum wahrnehmbar zum Absterben und am Ende zur Fällung dieser Bäume führen.
Wie ist der Stand in Duisburg?
Etwa 50.000 Straßenbäume müssen in Duisburg individuell beurteilt, versorgt und gepflegt werden. Entlang der Straßen überwiegen die Baumarten Linde, Platane, Ahorn und Robinie. Doch es sind gerade diese sehr alten Bäume, die krank und/oder von schwacher Vitalität sind. Letzteres bedeutet, dass sich der Baum nicht mehr alters- und standortgemäß entwickelt. Zu erkennen ist das im Bereich der Baumkrone am Blattgrün, an der relativen Blattgröße und an der Belaubung. Ein Baum, der bereits geschädigt ist, kann die Verkehrssicherheit gefährden und darf, wenn keine Maßnahmen zur Rettung mehr greifen, auch gefällt werden.
Exkurs: Wie Pilze den Baum von innen lahmlegen
Pilze sind natürlicherweise im und am Baum vorhanden. Das Zusammenleben kann über Jahrzehnte funktionieren, ohne dass der Baum einen Nachteil dadurch hat. Doch auch Pilze kommen nicht ohne Nahrung aus. Parasitische Pilze ernähren sich von lebendem Holz. Sie dringen durch Wunden in der Rinde des Baumes oder in der Krone und manchmal auch direkt über die Wurzeln in sein Holz ein und zersetzen die Bestandteile des Stammes und der Wurzeln. Schafft es der Baum nicht, sich rechtzeitig zu schützen, wächst der Pilz mit seinen Hyphen in die Holzstruktur ein. Im Holz ernährt er sich dann von Lignin oder Cellulose, was zu unterschiedlichen Arten von Fäulnis (Weißfäule, Braunfäule, Moderfäule) führen kann. Lignin ist ein Bestandteil der pflanzlichen Zelle, der für die Stabilität der Bäume maßgeblich verantwortlich ist. 20 bis 30 Prozent des Holzes bestehen aus Lignin. Cellulose bildet reißfeste Fasern in der pflanzlichen Zelle. Etwa 50 Prozent des Holzes bestehen aus Cellulose, die ebenfalls für Stabilität sorgt. Insbesondere die Stand- und die Bruchsicherheit eines Baumes sind durch den Pilzbefall gefährdet.
Beispiele für Baumerkrankungen auch in Duisburg
Der Zunderschwamm ist ein Schwächeparasit. Er entsteht besonders bei alten Bäumen durch Wunden an der Rinde. Ist der Pilz außen sichtbar, deutet das meistens schon auf eine weitgehende Zerstörung des Holzkörpers hin. Das Holz bekommt eine hellere, faserige Struktur. Häufig betroffen sind Buche, Ahorn und Erle.
Die „Rußrindenkrankheit“ betrifft in erster Linie Ahorn und wird durch Trockenstress, Wassermangel und große Hitze verursacht. Im fortgeschrittenen Stadium haben die Bäume Blasen in der Rinde, die dann aufplatzen. Der darunterliegende Stamm wirkt rußgeschwärzt. In der Endstufe des Befalls besteht die Gefahr, dass Kronenteile abbrechen. Befallene Bäume müssen deswegen zeitnah gefällt werden.
Die Massaria-Krankheit befällt ausschließlich Platanen und wird durch lang anhaltende Trockenheit und Hitzeperioden begünstigt. Die Symptome sind vom Boden aus nur schwer erkennbar. An den Ästen stirbt das Holz rasch ab und kann herabfallen. Der Pflegeaufwand erhöht sich, um der Gefahr durch das Totholz zu begegnen. Bei alten Platanen ist zusätzlich die Standsicherheit gefährdet.
Wie kann man dem begegnen?
Für notwendige Ersatz- und Neupflanzungen wurde von den WBD in den letzten Jahren eine vielfältige Palette an Baumarten angepflanzt. So wurden unter anderem Ahorn, Buche, Esche, Ginkgo, Zierapfel, Platane, Winterlinde, Schnurbaum, Lederhülsenbaum und Ulme eingekauft. Bei der Auswahl wurde insbesondere auf Klimaresilienz geachtet. Diese Bäume sind nicht pflegeaufwendiger als heimische Arten und nicht von hiesigen Schädlingen betroffen, können aber trotzdem von Pilzen und Krankheiten befallen werden.
So kann eine Baumfällung notwendig sein, was aber von außen für die Bürgerinnen und Bürger nicht ersichtlich ist. Eine Intensivierung der Baumpflege kann sie hinauszögern, ändert aber nichts am zunehmenden Verfall des Baumes. Schwierig ist es nach wie vor, passenden Raum für neu anzupflanzende Bäume zu finden. Zum Vergleich: Für eine Neupflanzung werden 12 m3 durchwurzelbares Bodenvolumen eingeplant, eine voll ausgewachsene Platane braucht dann schon 300 m3. Duisburgs Straßen weisen aber häufig eine starke Bodenversiegelung und Enge durch Rad- und Gehwege auf.
Für die Zukunft steckt das Potenzial in der Vielfalt der Bäume, also der Mischung aus heimischen Gewächsen und klimaresilienten Gehölzen. So individuell wie die Bedingungen an jedem Standort sind, so gewissenhaft ist die Baumart bei Neupflanzungen zu wählen. Schließlich fördern die WBD mit ihren jährlichen kostenfreien Ausgaben von Obstbäumen eine „kleine Aufforstung“ von Bäumen in privaten Gärten und so eine steigende Anzahl von Bäumen, die zum Klimaschutz in Duisburg beitragen.